Mal wieder soll ein Klasse-Film aus Südkorea vorgestellt werden; ich sah ihn auf dem Fantasy Filmfest 2001; bei uns kam er (natürlich) mit dreijähriger Verspätung nur auf DVD aber in guter Qualität und "uncut" heraus. Greifen Sie zu, es lohnt sich...
Und nun die Kritik von Ralph Glander:
"Bichunmoo":
Fliegende Schwertkämpfer, eimerweise Melodramatik und blitzschnelle Fights. Das alles schätzten Fans an Meilensteinen des Action/Fantasyfilms aus Asien. Ob „A Chinese Ghost Story“, „The Bride With White Hair“ oder die „Swordsman“ Filme, die Übererfüllung an spektakulären Bildern und furiosen Choreographien machte aus vielen Zuschauern Fans.
Der erste Kontakt zum asiatischen Kino lief seit jeher über die einzigartigen Fantasy – Epen aus Honkong. Unvergessliche Erlebnisse, die den filmischen Horizont bei vielen Filmfans erweiterten.
Doch seit Ende der 90er sind Genrefilme dieser Art sehr rar gesät. Neuere Produktionen wie Tsui Harks „Legend Of Zu“ konnten nicht wirklich überzeugen und man griff immer wieder zu den Klassikern zurück.
Der beste neue Old School Eastern kommt nun aber überraschenderweise nicht aus Honkong, sondern aus Korea: „Bichunmoo“. Doch beim Durchgehen der Credits stößt man schnell auf einen alten Bekannten: Der brillante Choreograph und Regisseur Ching Siu Tung. Er zeichnete auch hier wieder für ausgefeilte Schwertkämpfe verantwortlich.
Doch „Bichunmoo“ ist mehr Liebes als Actionfilm und gerade die volle Ladung Dramatik und blutvergießende Helden sorgt bei Fans für nostalgische Hochstimmung. Ja, die Schwerkraft ist außer Kraft gesetzt. Ja, es gibt ein tragisches Ende. Ja, die Kamera läuft in den Actionszenen Amok. Und auch sonst ist alles geboten, was der Fan schätzt: Es wird auf dem Wasser gelaufen, über Dächer geschwebt, die Gegner werden bei Berührung des gegnerischen Schwerts in vier Teile gerissen und Staubwolken platzen aus ihnen heraus. Ach ja, das Blut spritzt einige Male eimerweise aus sich langsam öffnenden Wunden. Das ist es was der Autor dieser Zeilen endlich mal wieder sehen wollte.
Nichts gegen die ästhetischen Meisterwerke „Tiger And Dragon“ , „Hero“ und „House Of Flying Daggers“, das ist brillante Filmkunst in Vollendung, allerdings schielten sowohl Zhang Yimou, als auch Ang Lee offensichtlich nach Westen. Dieser südkoreanische Film tut das nicht.
Um falschen Vorstellungen nun vorzubeugen, „Bichunmoo“ ist längst nicht so verwegen wie etwa „China Swordsman“, Religiosität spielt keine Rolle und auch tauchen keine grimassierenden Meister auf, die mit Blut Zaubersprüche auf ihre Handflächen zeichnen. Ebenfalls gibt es keine Eunuchen oder Nägel werfende Hexen auf.
Und doch: Bichunmoo versprüht den Charme klassischer Eastern. Die Kämpfe sind atemberaubend schnell und absolut mitreißend. Die Handlung ist rasant und die Grenze zwischen Gut und Böse verwischt. Außerdem kann man sich an jeder Menge Liebesschwüren und Rachepostulaten erfreuen.
Der historische Kontext der Geschichte ist allerdings ungewöhnlich: Die Herrschaft der Mongolen führt zu unermüdlichen Kämpfen mit chinesischen Stammesfürsten. Die Tochter eines Mongolenfürsten verliebt sich schon als Kind in einen chinesischen Waisenjungen. Als der Mongolenherrscher seine Tochter nach Korea bringt und verheiraten will stürzt für beide ihre kleine Welt zusammen. Doch da ist die wahre Herkunft und Bestimmung ihres geliebten noch nicht geklärt.
Und dann fliegen erst mal die Fetzen. Zwar sind die Kämpfe nicht von gewohnt epischen Ausmaß, dafür sind sie umso intensiver und packender. Hinzu kommt eine Kamera, die auch in den zahlreichen ruhigen und romantischen Passagen wunderschön kadrierte Bilder einfängt. Die Schauspieler sind hervorragend und der kathartischen Schluss hochgradig emotional.
Dabei ist die Handlung auch für Eastern unerfahrene Zuschauer zu jeder Zeit nachvollziehbar. „Bichunmoo“ könnte man glatt als „Tiger And Dragon“ für Fortgeschrittene betiteln. Denn sowohl Action, als auch Mythologie fegen nicht völlig Over The Top über den Zuschauer hinweg.
Für Eastern Fans ist das ein echtes Vergnügen, für Neulinge in diesem Genre ein wichtiger Schritt nach vorne. Direkt ins Herz des asiatischen Genrefilms. Für den mein Herz jedenfalls immer noch schlägt. Und nach dem Genuss von „Bichunmoo“ auch endlich mal wieder richtig schnell.