Wertung: *
Das Grauen beginnt nach wenigen Sekunden: Der Zuschauer
entdeckt im Dunkeln einer Zelle einen kreischenden Mann. Um sich von einer
rostigen Kette zu befreien, muss er sich den Fuß von seinem Bein abschlagen.
Minutenlang. In Großaufnahme. Willkommen bei „Saw III“. Im dritten Teil der
momentan weltweit erfolgreichsten Horror-Reihe gibt sich der 27-jährige
Regisseur Darren Lynn Bousman alle Mühe, eine Gewalt- und Folterorgie auf die
Leinwand zu bringen, wie es sie im Kino noch nie gab. Es fällt schwer in der
Abfolge an inhumanen, ironiefreien Scheußlichkeiten eine substantielle Geschichte
zu entdecken.
Nach einer Nachtschicht im Krankenhaus wird Hirnchirurgin Lynn (Bahar Soomekh) entführt
und in ein verlassenes Lagerhaus verschleppt. Sie trifft auf Jigsaw (diabolisch:
Tobin Bell), einen gefürchteten Serienkiller, und dessen gleichfalls brutale Schülerin
Amanda (Shawnee Smith). Jigsaw, den ein Hirntumor im Endstadium peinigt, hat
sich ein neues, mörderisches Spiel ausgedacht: Lynn muss ihn so lange am Leben erhalten,
bis der junge Familienvater Jeff (Angus Macfayden) in grausamen Prüfungen den
„Wert des Lebens“ erkennt. Doch während Lynn und Jeff um ihr Leben kämpfen,
plant Jigsaw in Wahrheit noch ein viel größeres Spiel, das außer ihm aber keiner
kennt.
Ähnlich wie in den anderen Saw-Schockern versucht „Saw III“
sein Zielpublikum mit einer nicht enden wollenden Abfolge an Folter-Spielen zu
„erfreuen“. Geht man nach dem finanziellen Erfolg, hat Regisseur Bousman sein
Ziel bereits erreicht. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 150 Millionen
Dollar zählt „Saw III“ zu den erfolgreichsten Horrorfilmen aller Zeiten. Unglaubliche
Zahlen, die sich bei einer genaueren Betrachtung von „Saw III“ kaum erklären
lassen. Visuell gibt es nichts zu bemängeln: Schnelle Schnitte, der Einsatz von
Farbfiltern, eine dynamische Kamera und ein schweißtreibender „Industrial-Soundtrack“
erzeugen eine ästhetische Videoclip-Atmosphäre. Nur steht diese formale Brillanz
in einem diametralen Gegensatz zum ungenießbaren Inhalt. Bousman liebt es, „dem
Zuschauer zu zeigen, was er sehen will.“ Eine schockierende Aussage, wenn man
es mit so einem zutiefst menschenverachtenden Machwerk wie „Saw III“ zu tun
hat. Die immer größer werdende Beliebtheit der „Saw“-Reihe beim Publikum ist
beängstigend und kaum nachzuvollziehen. Horrorfilme galten allerdings immer als
Reaktion auf die politische Realität. Auf dem Höhepunkt des Vietnamkrieges
erregte George A. Romeros beißende Satire „Die Nacht der lebenden Toten“ (1968)
die Aufmerksamkeit der Massen. Nun soll „Saw III“ die Abscheulichkeiten von Abu
Ghraib reflektieren. Eine denkbar einfache Erklärung, die den Film keinesfalls
zur Existenz berechtigt.
Eine Szene steht exemplarisch für „Saw III“: Minutenlang
zeigt Regisseur Bousman das Entfernen einer Schädeldecke: Dabei kommt zum
Vorschein, was diesem Film fehlt: Ein Hirn.
R: Darren
Lynn Bousman, B: Leigh Whannell, K: David A. Armstrong (USA, 108 Min.)
Horrorfilme galten allerdings immer als Reaktion auf die politische Realität. Auf dem Höhepunkt des Vietnamkrieges erregte George A. Romeros beißende Satire „Die Nacht der lebenden Toten“ (1968) die Aufmerksamkeit der Massen. Nun soll „Saw III“ die Abscheulichkeiten von Abu Ghraib reflektieren. Eine denkbar einfache Erklärung, die den Film keinesfalls zur Existenz berechtigt.
Kommentiert von: ffxiv gil | 16 September 2010 um 05:29 vorm.