Bewertung: *****
"Lord of War" ist ein großartiger Film.
Ein zynischer Seitenhieb auf das schmutzige Waffenhändlergewerbe. Dem Film gelingt es, die komplexen und grausamen politischen Inhalte in eine beißende, rasante und glänzend inszenierte und gespielte Satire zu verwandeln. Nicolas Cage (so gut wie schon lange nicht mehr) erzählt seine Lebensgeschichte, die des Waffenhändlers Yurij Orlov; das heißt, das er mittels voice over den Zuschauer von Begiin an (er spricht mitten in die Kamera) manipuliert und für sich einnimmt. Seine Taten sind von einer Rücksichtslosigkeit und Grausamkeit, aber man kommt nicht umhin seine Eleganz, seine Raffinesse und seinen diabolischen Charme zu bewundern. Da verblassen alle anderen Figuren; dies ist sein Film und seine Geschichte. In unglaublich schnellen Schnitten, Kamerafahrten (am Anfang verfolgt man den "Lebensweg" einer Patrone) und Schauplatzwechseln (zu Beginn fast zu rasant) gelingt es Regisseur und Drehbuchautor Andrew Niccol (Gattaca) - ohne molarisierend oder belehrend zu wirken - ein komplexes Netz an Intrigen, Korruption und Zynismen ("an Bin Laden hab ich nicht geliefert, seine Schecks waren nicht gedeckt") zu entwerfen.
Das dieser böse Vorwurf an die ach so arroganten Weststaaten (die die Afrikaner hemmungslos mit Waffen, ohne auf die Konsequenzen einzugehen, beliefern) aus dem in dieser Hinsicht kriminellsten Land: die USA stammt, überrascht doch sehr. Zwar ist linkes politisches Kino (Der ewige Gärtner, München, Syriana) gerade in, aber dieses Werk unterscheidet sich doch gewaltig von den anderen. Die 42 Millionen $ Produktion (sie sieht nach viel mehr aus) wurde rein von Europäern finanziert, sogar Cage persönlich beteiligte sich daran. Die Amerikaner lehnten jede Hilfe ab, der Film wurde nur mäßig beworben, und war dort im Kino ein Flop. Wie schade, hoffentlich kann er sich in dem alten Europa durchsetzen.
Denn wie gesagt, so eine Qualität und Originalität hat man lange nicht gesehen. Nichts wird verwässert, es gibt keine langen Erklärungen, kein Wohlfühl Happy end und der Film ist auch keine Kopfgeburt. Brillantes, hochaktuelles, irre witziges und spannendes Premium Entertainment wie man es sich öfter wünscht. Auch die anderen Darsteller: die Afrikaner, Ethan Hawke, Ian Holm oder Jared Leto als Koksnase brennen exzellente Leistungen ab, auch der vielschichtige und die Szenen kommentierende Soundtrack ist grandios. Der Film hat so gut wie keine Schwächen, bis vielleicht auf die Tatsache, dass er mit knapp über 2h vielleicht etwas zu kurz geraten ist. Aber ist das wirklich eine Schwäche ?! Unbedingt ansehen...