Bewertung: ****(*)
"L.A Crash" ist in diesem Kinosommer sicherlich eine Ausnahmeerscheinung. Ein Film, der eher für die Oskar- als für die Sommer-Blockbusterzeit terminiert wirkt. Der Film hat alles, was einen zu einem Kinobesuch verleiten lässt. Da gibt es absolute Spitzen Schauspieler, die für diesen nur 6 Millionen $ teuren Film auf großes Geld verzichtet haben. Crash besitzt eine packende Story, irgendwo im Stil von "Magnolia", "Short Cuts" oder "Pulp fiction". Es handelt sich dabei um einen Ausschnitt von 36 Stunden in L.A, bei dem der titelgebende Unfall eine erhebliche Rolle spielt. In dieser zeit wird ein Panoptikum verschiedener Figuren aufgeboten, deren Einzelgeschichten lose miteinander verknüpft sind. Da gibt es rassistische Cops, philosophierende Schwarze, einen psychisch labilen Iraner, einen fürsorglichen Latino Vater, eine entnervte Jet-set familie oder einen schwarzen Filmproduzenten, um nur einige zu nennen. Die Episoden wirken nie wahllos verknüpft, alle sind wichtig und haben für die weitergehende Handlung eine Bedeutung. Hervorstechend dabei ist die thematische Ähnlichkeit von eher angeschlagenen, gebrochenen Charakteren, die nicht nach ihrens rassischen Klischees handeln (wollen). Siehe Schwarze, Latinos etc. Es geht um das Problem des Rassismus, der Vorurteile, und der Hilflosigkeit und das auftreten von Zufällen und Explosionen in Stresssituationen in den USA von heute. Der 11.9 spielt da klar mit rein.
Im Gegensatz zum großartigen "Magnolia" ist das ganze realistischer und weniger poetisch angelegt. Auch die Musik, die Kamera und die Inszenierung ist nicht so kunstvoll, sondern eher ruhig und der Geschichte dienend. Das gelingt dem Regisseur und Drehbuchautor Paul Haggis ("Million Dollar Baby") auch hervorragend. Der Zuschauer wird häufig in seinen Vorurteilen durch überraschende Wendungen nicht bestätigt. Das ist erfrischend und für die USA sehr innovativ. Dabei brillieren v.a Matt Dillon als verletztes und verletzendes Cop-Schwein und Terrance Howard als Fernsehproduzent, der zur biederen schwarzen Mittelklasse gehört, aber trotzdem nicht aus seiner Haut kann. Das ist ein großer Schauspieler von dem man noch viel hören wird. Hervorzuheben sind noch Michael Pena und der immer brillante Don Cheadle in einem klasse Schauspielerensemble. Hinter der unscheinbaren und gerade zu Beginn unspektakulären Inszenierung verbirgt sich ein Klasse-Film, der sich immer mehr steigert. Da gibt es Spannung, intelligente Dialoge, überraschende Wendungen und sogar eine Prise Humor. Es lohnt sich, diesem leicht sperrigen Werk eine Chance zu geben !