Bewertung: ***
Ich kam in den "Genuss", diesen Film in einem gewaltigen und fast ausverkauften Multiplex zu sehen; und man kann ohne Zweifel sagen; dort kann der Film nur verlieren. Die meisten Popcorn-verzehrenden "Kinogänger" beschäftigten sich nach etwa 30 Minuten des 2h10 langen Films mit SMS, reden, knutschen oder sonstigen unappettitlichen Dingen...soviel zur Spannung und Qualität des Films, oder etwa nicht !?
Mann muss einfach wissen, worauf man sich einlässt; das ist ein Sydney Pollack Film, und zwar kein wirklich guter. Diesen Satz muss man öfter wiederholen. dieser Mann steht seit über 30 jahren für solide Kinokost; da waren "Jenseits von Afrika", "Die Firma" aber auch "Tootsie" und der überschätzte, aber einen Klassiker Status innehabende "Die drei tage des Kondors" (mit Redford, Dunaway und meinem Liebling Max von Sydow). "Die Dolmetscherin" ist diesem letztgenannten Werk unheimlich ähnlich; aber leider schwächer besetzt und weniger intelligent geschrieben !!
Es erwartet einen solide Thrillerkost: In einem fiktiven Afrikastaat streiten sich (ähnlich wie in "Hotel Ruanda", nur dort viel präziser) 2 Partien; der Völkerrecht verletzende Präsident will in der UNO sprechen, und sich verteidigen. die rebellen wollen das verhindern, eine Dolmetscherin (Kidman) erfährt versehentlich vom geplanten Attentat; keiner glaubt ihr; die CIA in Person von Sean Penn soll sie observieren. Anfangs glaubt er ihr nicht, doch Morde, verfolgung, Eindringen in ihre Wohnung lässt ihn sich auf ihre Seite schlagen. Doch sie verhüllt ein Geheimnis...
Soviel zur mäßig originellen Rahmenhandlung. Wie gesagt, die politische Ausgangsidee ist intelligent und aktuell, das in der UNO zum ersten Mal gedreht wurde macht das ganze authentischer und reizvoller; die Musik von James Newton Howard ist klasse (wie schon in "Outbreak" und "The Village"), eine Busfahrt-Szene sehr spannend, eine Wendung und der Afrika-Prolog gelungen; aber das wars...wie gesagt, das ganze ist sehr altmodisch, ruhig fast gesetzt mit viel Dialogen und fast ohne action inszeniert. Die Kritiker sehnten sich nach all dem "Hightech", "Matrix" Müll nach diser Art, die an die guten alten 70er Jahre Politthriller erinnert; und lobten den Film sehr. Nur, sie lobten die Vergangenheit, dass was sie sehen wollten; ihre Jugend...Der Film wär gern klug, ist es aber nicht; die Dialoge tuen schlau, sind aber dünn wie paper, die Wendungen wollen überraschen, tuen sie aber, bis auf den erwähnten fall nicht; und jetzt das schlimmste: Die Chemie der Hauptdarsteller stimmt nicht !!
Das schlimmste wäre eine Liebesgeschichte gewesen; glücklicherweise verzichtet Pollack darauf. Denn niemand hätte sie geglaubt ! Der große Sean Penn (ich denke nur an "Mystic River", und besonders "21 Gramm") wirkt wie ein Abglanz seiner selbst; lustlos, mürrisch, uninspiriert, und für so einen glatten, langweiligen Typus fehlbesetzt. Nicole Kidman war schon mal besser. (siehe "Dogville")
Wenn man altmodische Thriller schätzt, sollte man sich "Das Urteil" ansehen !