Bewertung: ****
Hab ich es schon erwähnt, diesen Sonntag werden die Oscars verliehen ! Äh ja, ich glaube ich habe es schon erwähnt...
"Finding Neverland" ist in 7 Kategorien nominiert, darunter auch bester Film, Drehbuch, männliche Hauptrolle, aber eben nicht für die Regie, was seine Chancen minimiert. Im Deutschen trägt er den zauberhaften Titel "Wenn Träume fliegen lernen" (edit)- mal im Ernst, wer auf diese Idee gekommen ist schaut zuviel GZSZ oder ist auf allen Singlebörsen bzw. Ü 30 Partys der Welt vertreten. Das ist sowas von daneben, da ist eine Kündigung der betroffenen PR-Unperson durchaus angemessen...
Es geht nämlich nicht oder nur am Rande um diese Liebe/Träume; eher geht es um den in der heutigen Zeit etwas despiktierlichen Begriff "Neverland", (ja, ja ich rede von Michael Jackson) der die grenzenlose kindliche Phantasie des Menschen beschreibt. Der Film erzählt Teile der Biografie des Theaterautors J. Barrie, dem Erfinder von "Peter Pan". Dieser junge Mann, gespielt von Johnny Depp versucht nach einigen Flops einem ebenfalls von Flops gebeutelten Intendanten, gespielt von Dustin Hoffman, einen hit zu verschaffen. Während er an seinem Stoff arbeitet verbringt er seine Zeit am liebsten mit Kindern (schon wieder eine Jackson Parallele), v.a. mit Peter, dem Sohn einer todkranken Witwe, die von Kate Winslet dargestellt wird. Die Gesellschaft, seine Frau, die sich bald abwendet, und viele Freunde stellen sein Leben wie auch sein Projekt in Frage. Das Ergebnis kennt der Zuschauer...ein riesiger Erfolg des Stücks wie auch der Figuren: U.a. Hook, Tinkerbell...
Dieser Film ist ein echter "teerjerker" (okay ich hab nicht geweint, aber neben mir wurden die Taschentücher mehrfach malträtiert)...schöne Bilder, tolle Filmmusik, klasse Ausstattung, hervorragende Darsteller, v.a. Depp und der junge Highmore und ein schwelgen in irrealen Fantasiewelten zeichnen das Werk des jungen Schweizers Marc Forster ("Monsters` Ball") aus. Das Problem dabei ist jedoch, dass vor lauter Harmonie und Phantastereien ein bisschen die Biografie des Herrn Barrie und die prüde Gesellschaft, in der er um 1900 in London lebte aus dem Blick gerät. Die etwas zu klebrige Süssligkeit, in der der Film erzählt ist, zeigt nicht die Schattenseiten, wie die grauenvolle Krankheit der Mutter, die problematische fast pädophile Neigung von Barrie (gerade das ein heikles Thema...) oder die schwierige Theaterzeit. Alles wird leicht bekömmlich serviert, und heikle Passagen werden möglichst schnell umschifft, um wieder das makellose Antlitz des zugegebenermaßen schönen Johnny Depps zu zeigen. Schade, ein wirklich toll gemachter, unterhaltender Film, der sich aber nicht traut, mehr in die Tiefe der Psyche des Herrn Barrie hinabzusteigen bzw. die Gesellschaft zu kritisieren. Es wäre mehr möglich gewesen. Aber Oscar-Prestigeprojekte wie z.b. "A beautiful Mind" wollen halt nicht schocken bzw. den Durchschnittskinogänger beunruhigen...Dann doch lieber "Sideways"